Tulga Beyerle

Invasives Design

„Museen für angewandte Künste können ein Forum dafür werden, wie wir unsere Welt gestalten wollen.“

Die österreichische Kuratorin und Museumsdirektorin Tulga Beyerle ist sich im Klaren darüber, dass sich „die Gesellschaft verändert – und mit ihr die Herausforderungen für die Zukunft.“ Es handelt sich dabei um Veränderungen, die auch eine Institution wie das Museum vor grundlegende Fragen stellt. Beyerle möchte neue Breschen schlagen, um das Museum ins 21. Jahrhundert zu führen.

Die meisten Museen, darauf weist die Kuratorin und Museumsdirektorin hin, wurden als statische Orte des Zeigens und Ausstellens konzipiert, an denen Objekte in der Zeit stillstehen. Beyerle fragt, inwiefern ein solch starrer Ansatz noch tragfähig sein kann. Sie ist überzeugt, dass wir in das Museum regelrecht eindringen müssen. Es muss verändert werden und dabei „von einem Ort großartiger Objekte zu einem Ort voller Leben und Auseinandersetzung werden, zu einem Ort des Ausprobierens, Erforschens und Experimentierens.“ Will das Museum überleben, so muss anstelle passiver Kontemplation aktive Vernetzung treten, man muss dort lernen und etwas machen können.

Die Teile des Ganzen, Ausstellung des Kunstgewerbemuseums Dresden 2015, Foto: Amac Garbe

 

Für Beyerle ist Design eine zentrale Kategorie der Gegenwart. Im 20. Jahrhundert, so sagt sie, wurde über die Architektur der Gesellschaft gestritten. Heute diskutieren wir über ihr Design. Daraus folgt, dass praktizierende Designer eine Verantwortung haben und die Veränderungen und Diskurse innerhalb ihres Feldes im Blick haben müssen. Im Rahmen ihrer eigenen Arbeit zu fluiden wie auch disruptiven Aspekten des Designprozesses, gilt Beyerles Interesse besonders dem experimentellen, sozialen und spekulativen Design.

Sammelausstellung von OKOLO, Foto: OKOLO/ Kunstgewerbemuseum Dresden

 

Die Kuratorin und Museumsdirektorin ist auf der Suche nach einem „Mentee“, der sich auf einen gegenseitigen Prozess des Austestens einlässt. Wie soll das Museum verändert werden? Sie erhofft sich, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der neue Ideen zur Diskussion stellt. Sie selbst möchte mithelfen, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie Museen in unseren (post)modernen und postindustriellen Zeiten überleben können.

Seit mehr als 20 Jahren ist Tulga Beyerle im Designbereich aktiv, sei es als Expertin, Kuratorin oder Lehrende. Sie studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien Industrial Design, ist Mitgründerin der Vienna Design Week und gegenwärtig Direktorin des Kunstgewerbemuseums in Dresden. Beyerle hat Ausstellungen in verschiedenen europäischen Ländern kuratiert und schreibt regelmäßig über Kunst und Design.

Tulga Beyerle über ihr Interesse an Forecast