Die Notwendigkeit von Kunst
„Die Kunst der Gegenwart wurde von der Vergangenheit geformt – aber sie ist ein Sprungbrett für die Zukunft.“
Der britische Kurator David Elliott ist fasziniert vom Akt des Sehens. Im Verlauf seiner Karriere hat er sich mit der Arbeit zeitgenössischer Künstler aus den unterschiedlichsten kulturellen Kontexten auseinandergesetzt. Die Dinge kritisch zu studieren, ist essenziell für Elliotts zentrales Anliegen: „Zustand – und Schicksal – der Kunst“. Elliotts Interesse an Kunstgeschichte wurde durch die von den Nationalsozialisten sogenannte „entartete Kunst“ geweckt. Was machte diese Kunst so mächtig, dass sie eine derart heftige Reaktion hervorrufen konnte?
Die grundlegenden Fragen – „Was macht ein Kunstwerk besser als ein anderes?“ und „Was macht Kunst notwendig?“ – sind zentral für Elliotts Arbeit als Kunsthistoriker, Museumsdirektor, Kurator, Autor und Rezipient. Elliott ist an einer Auffassung von Qualität interessiert, ob in seiner Rolle als Fürsprecher, Verbreiter, Produzent oder Konsument von Kunst und visueller Kultur aus vielen verschiedenen Ecken der Welt. Er merkt an, dass „Kunst im Verlauf der Geschichte Ausdruck verschiedener Ideologien war“, und dass sie „in jüngster Zeit versucht hat, selbst eine Art von Ideologie zu werden (unaufrichtigerweise, wie ich meine)“. Demgegenüber ist er „in diesem Beziehungssumpf aus Ethik, Ästhetik, Aktion und Macht auf der Suche nach Klarheit und Plausibilität.“ Da er selbst Teil davon sei, so sagt er weiter, „ist es mir ein wichtiges Anliegen, die Kraft der Kunst selbst zu untersuchen.“ Im Verlauf seiner Karriere wurde und wird Elliott als jemand betrachtet, der herkömmlichen Vorstellungen von Modernität und Zeitgenossenschaft in der Kunst einige Schritte voraus ist, dank einer umfassenden Sachkenntnis, die sich weit über die Grenzen einer eurozentrischen Matrix von Kunstmarkt und Kunstpublikationen erstreckt.
Elliott hofft, als Mentor mit Kuratoren, Künstlern und anderen Kulturproduzenten zusammenzuarbeiten, die seine Neugier für die Zukunft der Kunst ebenso teilen wie für ihre Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart. Für seinen oder seine „Mentee“ hat er sich vorgenommen, stets eine Anlaufstelle für Anregung und für Ideen zu sein – und ihr oder ihm einen neuen narrativen Rahmen bereitzustellen.
David Elliott war Direktor mehrerer Museen in Oxford (MoMA, 1976–1996), Stockholm (Moderna Museet, 1996–2001), Tokio (Mori Art Museum, Gründungsdirektor, 2001–2006) und Istanbul (Museum of Modern Art, 2007). Heute ist er Vizedirektor und Senior Curator am Redtory Museum of Contemporary Art (RMCA) und im Arts District in Guangzhou; Vorsitzender des Beitrats von MOMENTUM, Berlin; Juryvorsitzender für den Sovereign Asia Art Prize Hong Kong und den neu gegründeten Middle East and North Africa Art Prize. Elliott publiziert regelmäßig mit einem besonderen Schwerpunkt auf sowjetischer und russischer Avantgarde und auf zeitgenössischer asiatischer Kunst.
David Elliott zu seinem Feld
und seiner Rolle als Mentor
Nähere Informationen zu David Elliott gibt es z. B. in folgenden Interviews: Artfund.org und Museum of Invisible Art.