Commonplace Studio

Backchannel
Tools

 

Ihre Skepsis gegenüber Handy-Apps als neues Mittel zur Erkundung von Museen und allzu auffälligen digitalen Displays, die eine wirkliche Konzentration auf die ausgestellten Objekte erschweren, hat das kanadisch-niederländische Designduo Jon Stam und Simon de Bakker dazu veranlasst, über umgebungsorientierte Vermittlungsformen in Museen nachzudenken. Ihr Commonplace Studio in Amsterdam versucht, die Vorteile digitaler Medien mit der Vielfältigkeit des physisch erfahrbaren Museumsraums zu kombinieren. Ihr Projekt besteht aus einer Reihe von Prototypen hybrider Geräte, die neue Wege der Besucheransprache, der Kontextualisierung sowie besucheraktivierter Vermittlung beschreiten.

Mit Backchannel Tools konzipiert das Commonplace Studio von Jon Stam und Simon de Bakker eine Alternative zur traditionellen museologischen Präsentation. Ausgangspunkt ist hierbei die Vorstellung, sich von statischen Narrativen loszusagen und sich stattdessen Geschichten zuzuwenden, die vor Ort und in Echtzeit mithilfe von Netzwerktechnologien entwickelt werden. Durch den Austausch mit der Mentorin Tulga Beyerle und die Nutzung des Kunstgewerbemuseums in Dresden als praktisches Beispiel begann das Duo, ihr Vorhaben zu drei zentralen Fragen zuzuspitzen: Wie wird ein Wandtext in einem Museum zu einem Hypertext? Wie kann ein Museum Wissen so vermitteln, dass daraus Inspirationen für neue Produktionsformen erwachsen? Und auf welche Weise können digital katalogisierte Sammlungen von Artefakten, die in Archiven von Museen gelagert sind, zu physisch präsenten Größen im Museumsraum selbst werden?

In Dresden hat das Commonplace Studio mit Restauratoren zusammengearbeitet, die kürzlich erst bemerkenswerte Entdeckungen in der Kollektion des Museums gemacht haben, wie beispielsweise versteckte und in dieser Form bisher unbekannte Inschriften und Insignien von den Herstellern der Artefakte. Diese neuen Funde beweisen, dass es auch heute noch neue und wenig untersuchte Wege gibt, mit solchen Objekten umzugehen. Das pädagogische Potenzial von Kunstgewerbemuseen und ihre Möglichkeit, auf der einen Seite wissenschaftliche Forschung und Produktion voranzubringen und sich auf der anderen Seite auch kritisch mit der Herkunft von Objekten und ihrer manchmal fragwürdigen Anschaffung oder Schenkung auseinanderzusetzen, sind nur einige der Themen, die Backchannel Tools vertiefen möchte.

Backchannel Tools wird unterstützt vom Königreich der Niederlande und der Botschaft von Kanada.

 

Foto: Jon Stam