Omar A. Chowdhury

Augustijn

 

Ausgangspunkt für Omar A. Chowdhurys Projekt Augustijn war die zufällige Begegnung in einem Zug mit dem blonden, blauäugigen Belgier und Islam-Konvertiten Stijn aus der post-industriellen Stadt Aalst. Der in Amsterdam lebende Chowdhury, selbst ehemaliger Muslim und heute Atheist, konstruiert eine parafiktionale Erzählung, in der Erdachtes und Faktisches zusammenfließen, um so persönliche, religiöse und ideologische Fragen zu stellen, die sich aus Diskussionen mit dem tatsächlichen Protagonisten Stijn über den Islam ergeben haben. Die filmische Multikanal-Installation wird begleitet von einer Publikation sowie einer Reihe von Interventionen, in denen der Künstler und Stijn Besucher dazu einladen, an Workshops, Diskussionen und Gebeten teilzunehmen.

Das Projekt entstand im Anschluss an die Begegnung der zwei Männer: Der Künstler war in den falschen Zug gestiegen, und Stijn hatte ihn während dieser Zugreise angesprochen. Unter der Mentorenschaft des Künstlers und Filmemachers Omer Fast in der Kategorie Moving Image entwickelte Chowdhury ein Ur-Narrativ, das sich mit den Bedingungen dieser Begegnung beschäftigt und nachzeichnet, wie der Künstler versucht, den charismatischen jungen Mann in Aalst wiederzufinden – während seine Suche gleichzeitig auch zum Katalysator für eine tiefergreifende Hinterfragung wird. Durch ihre jeweilige Überzeugung werden sowohl Chowdhury als auch Stijn von den Gemeinschaften, durch die sie einst geprägt wurden, ausgeschlossen. Die Spiegelung der beiden Charaktere, die sich auf ihren Reisen in gegensätzliche Richtungen bewegen und dabei frühere Identitäten hinter sich lassen, ist ein ebenso zentraler Strang der Erzählung wie die Frage nach religiös gefärbten oder sogar bestimmten politischen Ansichten. So entsteht eine Arbeit, die sich zwischen Fakt und Fiktion bewegt und dabei letztendlich die Grenzen zwischen Beidem verwischt.

Auf dem Forecast Festival wird Chowdhury eine Multikanal-Videoprojektion präsentieren, die im Laufe der letzten Monate entstanden ist. In ihr verbinden sich Stijns Monologe über Religion, Männlichkeit, das Erwachsenwerden und seine Schwierigkeiten mit gesellschaftlichen Normen mit einem Porträt der Stadt Aalst und dem post-industriellen Flandern. Die Bewegtbild-Arbeit wird begleitet von einem Buch des Künstlers, das Material zur nichtlinearen Geschichte des Films und der Begegnung der beiden Männer enthält. Zusätzlich wird Stijn für das Festival nach Berlin reisen, wo er zusammen mit Chowdhury und dem Publikum an Diskussionsrunden teilnehmen wird, in denen es um Identität, Konversion und ihre Folgen gehen wird.

Augustijn wird unterstützt vom Königreich der Niederlande, dem Australia Council for the Arts und Netwerk, Aalst.

 

Standfoto: Omar A. Chowdhury